Equlibrium
(USA, 2002)
Inhaltsangabe des Verleihs:
Die Zukunft. Ein totalitäres System mit Bürgern ohne Emotionen. Die Regierung hat menschliche Gefühle zur Ursache für Krieg erklärt. Daher muss sich jeder Bürger täglich seine Dosis Prozium spritzen um sämtliche Gefühle zu unterdrücken.
Bücher, Kunst, kurz alles, was an frühere, gefühlsgeprägtere Zeiten erinnert, ist verboten.Der Kleriker John Preston (Christian Bale) verfolgt unerbittlich jeden, der gegen die neuen Gesetze verstößt. Dabei macht er auch vor Kollen oder gar der eigenen Familie halt. Bis er eines Tages zufällig seine eigene Dosis Prozium vergisst.
Preston nimmt Kontakt zur Widerstandsbewegung auf, die ihn auffordert, das System zu stürzen. Er wird vom Verfolger zum Verfolgten…
Regie:
Kurt Wimmer
Darsteller:
Christian Bale: John Preston
Sean Bean: Errol Partridge
Emily Watson: Mary O’Brien
Taye Diggs: Kleriker Brandt
William Fichtner: Jurgen
Sean Pertwee: ‚Vater‘
u.a.
Musik:
Klaus Badelt
Länge:
ca. 102 Minuten
FSK-Freigabe:
Ab 16 Jahren
Equilbrium ist einer jener wenigen Filme, deren deutsche „Direkt-auf-DVD“-Veröffentlichung ich nur mit einem Kopfschütteln bedenken kann.
Erzählt wird die scheinbar immer aktuelle Geschichte von einer verlorenen Gesellschaft, die von einer totalitären Regierung geknechtet, ihr karges Dasein fristet, zudem beraubt jeder Emotion. Erzählt wird die Geschichte eines scheinbar vergeblichen Kampfes einiger im Untergrund lebender Menschen, die sich nicht durch die Droge Prozium zu „lebenden Toten“ machen lassen wollen. Und erzählt wird die Geschichte des Grammaton Klerikers John Preston, der im Dienste der Regierung dieses „Sinnestäter“ gnadenlos verfolgt und selbst vor der Eliminierung selbiger im engsten Vertrautenkreis nicht zurückschreckt, bis ihm eines Tages die tägliche Dosis Prozium „abhanden“ kommt und er das erste mal erfährt, was es heißt zu fühlen…
Geschickt verknüpft Regisseur und Drehbuchautor Kurt Wimmer Element der Genreklassiker „Schöne neue Welt“, „1984“, „Fahrenheit 451“ – und ja, auch von „The Matrix“, und dennoch gelingt ihm dabei ein höchst eigenständiges, lebendiges Mahnmal, ein Meisterwerk, das in Zeiten von immer lauteren Rufen nach Freiheitseinschränkung zu Gunsten von mehr Sicherheit seitens der Politik sicherlich nicht nur zur bloßen Unterhaltung dienen sollte.
Den Kleriker John Preston verkörpert der britsche Ausnahmeschauspieler Christian Bale, inzwischen dank „Batman Begins“ zu internationaler Bekanntheit auch bei der Masse der Kinogänger gekommen. Und Bale trägt den Film; er ist die zentrale Figur, der Angelpunkt mit dem alles steht oder fällt. Er meister die Herausforderung großartig, denn die Rolle verlangt ihm wirklich extrem viel ab. Er muss überzeugend den kompromisslosen Kämpfer mimen, gleichzeitig aber auch den immer stärker werdenden inneren Konflikt überzeugend rüberbringen, den er im Laufe des Films mit sich austragen muss und der letztlich sogar in einer herzergreifenden Szene in seinem totalen Zusammenbruch mitten unter den Menschen und vor den Augen derer gipfelt, die für die Beseitigung solcher „Sinnes-Straftäter“ sorgen…
Knapp gesagt: Bale spielt Preston nicht, er IST Preston. Die Mimik ist auf den Punkt genau richtig, die Gefühle wie Wut, Verzweiflung, Entschlossenheit, Resignation, Sorge, Hass, all das kommt mit perfektem Spiel rüber.
Sein Partner und späterer Gegenspieler Taye Diggs wirkt dagegen schon fast blaß, denn letztlich kommt ihm „lediglich“ die Rolle des fiesen Opportunisten zu, welche er jedoch brilliant und mit sichtbarer Freude spielt.
Sehr gut gefallen hat mir auch Sean Bean in der Rolle von Prestons ersten Partner, Errol Partridge. Ohne zuviel zu verraten: Auch er bringt seinen -für sich bereits entschiedenen- inneren Konflikt durch seine Mimik, die von einem Hauch Melancholie getragen wird, wunderbar zum Ausdruck. Umso gewaltiger wird die emotionale Wucht der „Aussprache“ zwischen ihm und Preston.
Die Effekte sind exzellent, ebenso die Kameraarbeit und vor allem die ungewöhnliche Choreographie der Actionszenen. Für Equilibrium ersann Kurt Wimmer eigens das „Gun Kata“, eine Form der Selbstverteidigung, die mit Faustfeuerwaffen geschieht. Schwierig zu beschreiben, fantastisch anzusehen.
Den Score, den Klaus Badelt komponierte, kann man ebenfalls nur lobend erwähnen. Ganz klar aus Hans Zimmers „MediaVentures“-Schmiede, transportiert die Musik sowohl die Actionsequenzen hervorragend, als auch die dramatischen und tragischen Momente, die nicht gerade selten im Film zu sehen sind. Daß viele Stücke zudem regelrechten Ohrwurmcharakter besitzen, spricht ebenfalls für den Komponisten. Wie auch der Film an sich, ist der Score zu Equilibrium kein „Einmal hören und dann vergessen“-Erlebnis.
Fazit:
Bewegende, charaktergetriebene Geschichte, gepaart mit einigen der brilliantesten Actionszene der letzten Jahre – geht so etwas überhaupt?
Klare Antwort: Ja, es geht – und das sogar verdammt gut!
‚Equilibrium‘ hat eine für Flimverhältnisse ungewohnt tiefgreifende Charakterisierung, die Triebfeder des Films sind keine plakativen Effekte, keine tollen Landschaftsaufnahmen, sondern Christian Bales brilliantes Schauspiel. Daß der Mann zudem noch Keanu Reeves vom Coolness-Thron kickt, ist zweitrangig, aber das schafft er ebensol locker wie das volle Programm an Emotionen glaubwürdig rüberzubringen. Und spätestens wenn er, bzw. sein Charakter in aller Öffentlichkeit weinend zusammenbricht, wünscht man ihm alle Kraft der Welt um dieses unmenschliche Regime zur Hölle zu jagen. Der Wunsch wird erhört – und der Zuschauer bekommt ein selten brilliantes Stück Unterhaltung geboten, das sowohl Drama-/Charakterliebhabern, als auch Actionjunkies gefallen wird. ‚Equilibrium‘ ist ganz klar einer der Filme, die man gesehen haben _muss_.